Bänz Friedli – Pointen-Kaskade ohne Punkt und Komma

guylang —  7. Oktober 2014 — Kommentiere

Zum letzten Mal erfreute «der Hausmann der Nation» Bänz Friedli am letzten Mittwoch die knapp hundert Personen im Gemeindesaal Engelburg mit der Aufführung von «Sy no Frage?». Und weil Friedli dieses Programm nach 250 Vorstellungen archiviert, liess er den Abend für eine DVD aufnehmen. Was bedeutete, dass er auch ältere Nummern vortrug und dem Publikum zum Schluss schöne Weihnachten wünschte.
«Ihr heit ja en YB-Schnägg im Wappe», freute sich der bekennende YB-Fan und ebenso bekennender FCB-«Feind» über die Fahne der Gemeinde Zell. Der Emmentaler, der in Zürich lebt, ist bekannt für seine Texte über die Banalitäten des Alltags, die, unter die Lupe genommen, zur Satire werden. Auf der Bühne vorgetragen, entfalten sie einen besonderen Angriff auf die Lachmuskeln.

«Als Husmaa isch me es Wöschwiib»
Trocken daher geplaudert, hechelt Bänz Friedli alle und alles durch. Von Politikern über Hausfrauen-Kolleginnen zu Promis, von Butterzopfrezepten über Kindererziehung zu durchsichtigen Legosteinchen. Niemanden verschont er, am wenigsten sich selbst. In rasantem Tempo springt er von Thema zu Thema, plaudert, karikiert, poltert und säuselt. Seine Fähigkeit, verschiedene schweizerische Dialekte gegeneinander auszuspielen, ist beeindruckend. Klar, dass ihm das Bärndütsch als Muttersprache am geläufigsten ist, ebenso klar, dass er einige Idiome nicht besonders mag. Zürcher oder St. Galler kommen nicht besonders gut weg, aber extrem empfindlich reagiert er auf Baaseldytsch, und sei es nur des Fussballs wegen. Allerdings gibt er zu, in Rikon einen netten Fan vom FC Basel kennengelernt zu haben, das ehrt ihn.
Und dann will ein welscher Politiker gar die Mundart verbieten – ein schrecklicher Gedanke! Viel gescheiter wären Navis, die ihre Wegbeschreibungen im jeweiligen Dialekt abgeben – selbstverständlich am liebsten auf Bärndütsch. Denn schliesslich klingt dort alles etwas heimelig: «Shoppen & Ficken» wird zu «Chrämere & Schätzele».

Bewundernswertes Tempo
Satire, Comedy, Kabarett – Friedlis Gedankenspielereien brauchen keine Einordnung, denn sie sind aus dem Leben gegriffen. Seien es Probleme mit Rissen in den Fingern, die sinnlose Kunst Fixleintücher ordentlich zusammenzulegen, der momentane Trend, alles mit «Y» zu schreiben, die Vorliebe für exotische Vornamen wie «Praise» und «Blessing» oder die Kunst einen BH zu öffnen. Praxisnahe Fragen also.
Das Publikum ist gefordert, es ist nicht unanstrengend Bänz Friedli zu folgen. Denn volle Konzentration ist nötig, will man möglichst alle Pointen mitkriegen. Friedli quasselt einem die Ohren voll, rasend schnell, präzise, logisch. Sein Spannungsbogen lässt nicht nach, kaum ist ein Gedanke fertig, fordert schon die nächste Geschichte ungeteilte Aufmerksamkeit. Alleine sie etwa zweistündige Bühnenpräsenz ohne Requisiten, Fangnetz oder sonstige Hilfsmittel ist bewundernswert. Chapeau.
«Papi, findsch Du Dich luschtig?» fragte ihn seine pubertierende Tochter. Eine Frage, die mit einem überzeugten «Ja» beantwortet werden muss.

Erschienen in «Der Tößthaler»

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