Der Poet mit dem Schalk

guylang —  3. November 2014 — Kommentiere

Pic – der Name steht für den Clown mit den Seifenblasen. Doch sein Spektrum viel grösser ist. Pic verzaubert in seinem Programm «Komische Knochen» – ebenfalls als Buch erschienen – mit leisen Tönen, poetisch-melancholischen Texten und wunderbarem Charme.

PIC © Janosch Hugi

PIC
© Janosch Hugi

Es ist ein stiller Abend, wer einen lauten, klamaukigen Clown mit grossen Schuhen und roter Nase erwartet hat, kommt nicht auf seine Rechnung. Es tritt ein schlaksiger, distinguierter Herr mit einer Brille in der Hand auf. Er plaudert, bis man feststellt, dass seine Brille fest an der Hand klebt. Die Qualität des Sekundenklebers, mit dem er den Bügle flicken wollte, sei wirklich ausgezeichnet, referiert er. Und schliesslich entfalle die lästige Brillensuche.
Mit dieser und weiteren, teils skurrilen, teils fast absurden, Geschichten gelingt es Pic Zuschauerinnen und Zuschauer zu bannen. Die Frage bleibt: ist er nun ein Clown, Poet, Pantomime oder scharf beobachteter Chronist menschlicher Eigenheiten?

Musik, Pantomime und Menschliches
Er spielt Saxofon, unter anderem ein Sopranino, das schrecklich schrill quietscht. Er stülpt sich verschiedene Masken über und zeigt stumm den dazugehörigen Charakter. Er schildert Erlebnisse aus seinem Zirkusleben bei Roncalli, sei es eine schmerzhafte Zahngeschichte oder ein verspieltes Rencontre mit den russischen Tänzerinnen in einem Thermalbad. Auch alltägliche Situationen kommen zur Sprache, welche ernsthafte menschliche Probleme aufdecken. Etwa ob es in einem Kiosk Platz für ein WC hat und wie die – meist – Kioskfrauen damit umgehen. Oder unter dem Titel «Präsidiale Worte», wie sich nicht genannte, aber erkennbare Politiker wortreich bei unangenehmen Fragen aus der Verantwortung mogeln.

Reimendes Publikum
Er singt kleine Lieder in denen sein Schalk aufblitzt, beispielsweise das vom Banker und dem Skelett, beide sind kokett. Oder vom Gartenhaus und dem Omelett, worauf sich adrett reimt. Und er lässt die Leute im Publikum mitsingen. Mehr noch: sie sind aufgefordert mit zu dichten. Pic singt den ersten Satz vor und erwartet im zweiten einen Beruf der sich darauf reimt. Er: «Du liebst Frau’n», aus dem Publikum: «Dann bist Du ein Clown».
Selbstverständlich kommt auch sein Markenzeichen, die Seifenblase zum Zug. Es ist faszinierend, sein Gesicht und seine Augen zu beobachten, wenn er verzückt den kleinsten Seifenblasen der Welt nach schaut. Ein charmanter, stiller Abend.

Erschienen in «Der Tößthaler», 1. November 2014

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