Das Theater Neumarkt ZH überrascht mit einer Operette. Wer allerdings einen nostalgisch musikalischen Abend erwartet, wird enttäuscht. Wer sich hingegen blendend amüsieren, sich an Spielfreude, Liebe zum Detail und musikalischen Überraschungen delektieren will, muss die Aufführung besuchen.
Friederike Heller inszenierte den Klassiker in der schlichten aber vielfältigen Ausstattung von Sabine Kohstedt ohne Berührungsängste, lustvoll, berauschend, intelligent. Die Geschichte – Rache für eine Blosstellung – wird sauber herausgearbeitet, getrunken wird bis zum Exzess – schliesslich huldigt man laut Text «König Champagner I.» –, gesungen wird voller Inbrunst. Markus Reschtnefki hat das Ganze für Flügel, Gitarre, Schlagwerk, Vibraphon und Pauke musikalisch eingerichtet – inklusive Ausflüge zu anderen Komponisten als Johann Strauss – und die Arien und Gesänge dem Ensemble auf den Leib geschrieben. Dieses ist in wunderbarer Laune und läuft im Spiel zwischen Kitsch und Ernst zu Hochform auf. Allen voran brilliert Jennifer Frank als Stubenmächen – ein Ausdruck, der jedesmal einen Schrei der Entrüstung auslöst – Adele. Ein «Amüsemang» auf ganzer Linie.