Circolino Pipistrello – Dschungelfieber greift um sich

guylang —  3. April 2014 — Kommentiere

«Macaco» – der Titel lässt auf Exotisches schliessen. Wenn gar noch mit «Ein zirzensisches Affentheater» nachgedoppelt wird, kann sich das Publikum auf eine weite Reise gefasst machen. Es liess sich animieren und strömte zur diesjährigen Pipistrello-Premiere am 30. März um 14 Uhr so zahlreich ins Schöntal, dass nicht alle im Zelt Platz hatten und einige auf 19 Uhr vertröstet werden mussten.

Karrusell Pipistrello klein
Um es vorwegzunehmen: die 400 am Nachmittag und 250 Personen am Abend waren vom Spiel der Fledermäuse – «Pipistrello» heisst «Fledermaus» auf Italienisch – begeistert. Schon vor der Vorstellung herrscht ein buntes Treiben auf dem Platz. Da locken ein Karussell mit Tintenfisch, Seepferdchen und melancholische Melodien aus der Handorgel, duften Grillwürste, Spaghettis mit dreierlei Saucen und Getränke und die Zirkusband spielt zum Tanz auf. Die Atmosphäre ist fröhlich, friedlich, die Einstimmung auf die Vorstellung perfekt. Dann öffnet sich das Zelt, die Stühle und Bänke füllen sich, Kinder, Erwachsene und sogar ein Hund warten gespannt auf den Beginn.

 

Bewundernswerte Körperbeherrschung
Palmen, Schmetterlinge, Vogelgezwitscher – kein Zweifel, wir sind im Urwald. Ein Elefant trampelt trompetend vorbei, sein Baby stolpert hinterher. Eine Giraffe, Zebras und die Affenbande tanzen, und hüpfen, das Leben im Dschungel ist bunt und vielfältig. Plötzlich taucht ein weisses Wesen auf, befremdlich in dieser Umgebung. Es sieht aus wie «eine Kokosnuss von innen», wie eines der Tiere feststellt. Schliesslich nimmt sich die Affenmama des Wesens an und nennt es «Macaco». Bewohnerinnen und Bewohner eines kleinen Dorfes mit einem reichhaltigen Markt gehören auch in diese Region, eine friedliche Welt. In diese Idylle bricht ein eitler Zoodirektor mit zwei Tierfängern auf der Suche nach exotischen Tieren ein – das Drama ist vorprogrammiert.
Die bestens eingespielte Truppe vom Circolino Pipistrello erzählt die spannende Geschichte mit viel Enthusiasmus, Elan und bewundernswertem Einsatz und faszinierende Körperbeherrschung. Da wird gesungen, geklettert, getanzt, mit Bällen und Keulen jongliert, an Seilen und Trapezen gehangen – ein höchst erfreuliches Vergnügen. Die siebzehn Personen kommen aus den verschiedensten Berufen, von Velokurier über Textildesignerin zu Lehrerin, um nur einige zu nennen, spielen die verschiedensten Rollen und beherrschen die verschiedensten Zirkustechniken und Instrumente – ein homogener Haufen heterogener Persönlichkeiten.

Poetische Geschichte für Kinder und Erwachsene
Das Bühnenbild und die Kostüme von Peter Hauser zeugen von enormer Fantasie. Mit einigen Bambusstangen, grossen und kleinen Fächern und wenigen Requisiten zaubert er Flora und Fauna einer fernen Welt in die Zirkusmanege. Da entstehen mit simpelsten Mittel vielfältige Bilder und Stimmungen. Als Beispiel mag eine kleine Szene genügen: Tierfänger und Zoodirektor müssen sich durch den undurchdringlichen Dschungel kämpfen, immer wieder versperren dicke Bambusse den Weg. Allein zu sehen, wie raffiniert dieses Dickicht hergestellt wird, lohnt den Vorstellungsbesuch. Oder das Feuer, das den Dschungel abbrennt, oder die böse Schlange, die sich ein Affenbaby holen will, oder …
Von Josune Goenaga und Manuel Schunter stammen Idee und Inszenierung, Marc Bänteli unterstützt das zirzensische Affentheater mit ansteckender Musik, bei der das Publikum mitgeht. Die Personenführung ist sensibel und stimmig, die Einfälle witzig, poetisch und überzeugend. Etwa die Dressurnummern mit den Leoparden, Flamingos, Seehunden und dem Eisbär mit seinen zwei Pinguinen. Die Geschichte sorgt bei Kindern und Erwachsenen gleichermassen für glückliche und strahlende Gesichter.

Tournee mit Projektwochen
Mit «Macaco» tourt der Circolino Pipistrello jetzt durch die Schweiz und Liechtenstein, der Tourneeplan findet sich auf www.pipistrello.ch. Die Truppe bleibt jeweils eine Woche vor Ort und bietet sechstägige Projektwochen für interessierte und motivierte Menschen an. Seien es Primarschulkinder, Seniorinnen und Senioren oder Menschen mit einer Behinderung. Alle können sich den Traum vom Zirkusleben verwirklichen, vom Zeltaufbau bis zum tosenden Applaus. Der auch nach der Premiere im Schöntal zu Recht aufbrauste.

PS: Das Einzige was ich in dieser wunderbaren Vorstellung vermisst habe, war eine Nummer mit den Namensgebern – dressierte Fledermäuse müssen putzig aussehen.

Erschienen in «Der Tößthaler», 3. April 2014

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