Das ideale Profil für den kreativen Geist des KKL Luzern

guylang —  12. Juni 2012 — Kommentiere

Elisabeth Dalucas leitet seit 2003 erfolgreich das Kultur- und Kongresszentrum in Luzern. Die CEO sieht sich als Mittlerin zwischen Kultur und Wirtschaft auf hohem qualitativem Niveau. Für sie stehen der offene Umgang mit Menschen, hohe künstlerische Leistungen und die Zufriedenheit der Gäste im Mittelpunkt.

Elisabeth Dalucas

«Ich habe mich beworben und Glück gehabt», sagt Elisabeth Dalucas auf die Frage, wie sie zu dem Job in dem unvergleichlich ästhetischen Bau des französischen Architekten Jean Nouvel gekommen ist, und lacht. Dabei sei für ihr Interesse an der Direktion des KKL Luzern nicht primär das Gebäude ausschlaggebend gewesen, sondern die Möglichkeit, sich als Mittlerin zwischen Kultur und Wirtschaft zu engagieren. «Als neu- gieriger Mensch bin ich offen für alles, für künstlerische Belange ebenso wie für betriebs- wirtschaftliche.» Ihr Kulturbegriff ist entsprechend weit – Esskultur gehört ebenso dazu wie Musik, zwischenmenschliche Begegnungen ebenso wie Ausstellungen oder Design. «Insofern ist diese Stelle wirklich eine Traumaufgabe für mich», sagt Dalucas.
Für das KKL Luzern sind denn auch drei Säulen wichtig: Konzertveranstaltungen, Kongresse und das kulinarische Angebot. Ursprünglich war für die gastronomische Betreuung der Besucher ein Fremdcatering vorgesehen, ein Konzept, das sich aufgrund der anspruchsvollen Logistik als nicht geeignet erwiesen hat. Dalucas: «Wenn die Gäste vor oder nach einem hoch stehenden Konzert essen wollen, dann muss sich die Qualität ebenso verhalten wie bei der künstlerischen Darbietung.» Deshalb wurde seit ihrer Direktionszeit das Restaurant RED – RED steht für Purpurrot, Rotwein und Real Elegant Dining – konzipiert und neu eröffnet. Und neben dem «World Café», der «KKL Seebar und Waterfront» sowie brandneu der KKL Lounge steht den Gästen in der Konzertpause noch eine Ter- rassenbar mit Aussicht auf Vierwaldstättersee und Luzernpanorama zur Verfügung.

Das KKL Luzern verantwortet das Gesamtprogramm und tritt sowohl als Vermieterin wie auch als Veranstalterin auf. Als Vermieterin stellt die KKL Luzern Management AG die Infrastruktur für Kunden wie Lucerne Festival, Rose d’Or, internationale Corporates oder Kongressveranstalter zur Verfügung, die ihre Programme und Events organisieren – seien dies Vortrags-, Workshop- oder Banketträume. Aus Prestigegründen ist das KKL Luzern ein attraktiver und beliebter Veranstaltungsort.
Die Planung der eigenen Konzerte steht in der Verantwortung von Direktorin und Leiter Veranstaltungen, die sich auch mit Mitarbeiten- den beraten. «Wir haben Spezialisten, die fundierte Kenntnisse aus den unterschiedlichen musikalischen Sparten mitbringen. Ich persönlich kenne mich vor allem in der Klassik und im Jazz aus.» Hierbei ist die Oper, insbesondere das italienische Fach, ein Lieblingsgebiet der selbst- bewussten und sympathischen Frau. In «ihrem» eigenen Haus kann sie die Oper allerdings nur konzertant spiegeln. «Es gibt zwar einen Schnürboden, doch über einen eigentlichen Bühnenturm verfügt das KKL Luzern nicht.» Für ein Bühnenbild mit Kulissen wäre dies notwendig, ebenso wie Seiten- und Hinterbühnen. «Auch vom Platzangebot her ist das KKL Luzern klar ein Konzerthaus», erklärt Dalucas. Dasselbe gilt auch für Kongresse. Eine Messe mit Bedarf an reichlich Ausstellungsflächen ist im KKL Luzern nur bedingt möglich, dafür eignet sich das Haus besonders für wortlastige Veranstaltungen wie Generalversammlungen, Jubiläen oder für Produktlancierungen vor spektakulärer Kulisse.

Qualität, die der Qualität der Architektur des Nouvel-Baus entspricht, ist Voraussetzung für die Programmgestaltung. Unterdessen hat das KKL Luzern einen derart guten Ruf, dass sich sehr viele Künstlerinnen und Künstler melden, die in Luzern auftreten wollen. Elisabeth Dalucas freut sich: «Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir auswählen und ein hohes Niveau bieten können.» Für die eigene Programmgestaltung pflegt sie viele Netzwerke. So kann sie sich stets auf dem neuesten Stand halten, was das künstlerische Angebot betrifft. Zudem besucht sie in ganz Europa Veranstaltungen, Konzerte und Anlässe. Auch mit Partnerveranstaltern, Agenturen und kunstinteressierten Kreisen ist sie laufend in Kontakt.
Die Begegnung mit den Künstlern ist sehr bereichernd. Auch dort sieht sich die elegante Frau als Mittlerin – sie bildet die Brücke zwischen den Ansprüchen der Musiker, den Erwartungen des Publikums und den Lösungsvorschlägen der Mitarbeitenden. Zudem sucht sie nach Möglichkeiten, um den Forderungen eines Stars gerecht zu werden und ihn für einen Anlass im KKL Luzern zu engagieren.
Dass dies sehr anspruchsvoll sein kann, zeigt das Beispiel eines Musikers, der aus gesundheitlichen Gründen in einem Spezialbett schlafen muss und deshalb nach einem Konzert sofort nach Hause fliegen will. Wegen des Nachtflugverbots in der Schweiz ist das allerdings nur bis 23 Uhr möglich, was bei einem Konzertbeginn um 19.30 Uhr unrealistisch wird.

Die Stimmberechtigten der Stadt Luzern haben in fünf Abstimmungen gut 160 Millionen Franken bewilligt. Im Gegenzug hat die Stadt Luzern das Recht, die Lokalität an verschiedene Luzerner Vereinigungen zu stark vergünstigten Konditionen im Nutzungsrecht abzugeben. So finden – neben Veranstaltungen von Weltkonzernen wie Roche oder UBS – Konzerte der lokalen Blasmusiken oder Jodlerabende statt. «Auch dies gehört zur Vielfältigkeit des KKL-Betriebs», freut sich Elisabeth Dalucas sichtlich. Denn das offene Zugehen auf Menschen und ihre kulturellen Bedürfnisse bereichert das eigene Denken und schafft die einzigartige Atmosphäre des vielfältigen Ortes für kulturelle Begegnungen.

Diesen «KKL-Geist» verlangt die Chefin auch von ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. 160 Vollzeitstellen verteilen sich auf 360 Personen. «Wichtig ist, dass die Leute Freude und Erfüllung in ihrer Arbeit haben, kreativ und positiv eingestellt sind.» Ehrlichkeit und die Anerkennung von Leistungen der Mitarbeitenden sind für Elisabeth Dalucas eine Grundvoraussetzung für ihren Führungsstil. «Als ich hier anfing, gab es je nach Bereich bis zu acht Hierarchiestufen. Jetzt haben wir nur noch vier. Wir pflegen einen klaren, direkten Dialog, die Türen sind grundsätzlich offen. Wir sind ein Dienstleistungsbetrieb und wollen auf die Wünsche unserer Kundinnen und Kunden eingehen, ohne unsere Ziele und Visionen zu vernachlässigen.» Dafür braucht es vor allem Professionalität, Engagement und die Sensibilität für das einmalige kulturelle und landschaftliche Umfeld, das für das Arbeitsklima prägend und unerlässlich ist und letztlich den Erfolg des KKL Luzern sichert.
Der Arbeitsbeginn im KKL Luzern ist wie in vielen künstlerischen Institutionen mit Abend- betrieb nicht so früh. «Zwischen 9 und 10 Uhr wacht das Haus auf und kommt auf Touren», sagt Elisabeth Dalucas. Der Tagesablauf der Direktorin verläuft wie in einem «normalen» Betrieb. E-Mail checken, Sitzungen und Termine ab- und einhalten, Budget- und Programmplanungen, Kunden- und Mitarbeitergespräche führen. «Und am Abend darf ich oft noch zur Krönung des Tages ein Konzert mit Gästen geniessen.»
Repräsentieren gehört nicht zu den Lieblingsbeschäftigungen von Elisabeth Dalucas. «Es gehört zu meinem Job. Schlussendlich tue ich es für das KKL Luzern», meint sie. Auch daran, dass sie im Rampenlicht steht, hat sie sich gewöhnt: «Ich habe das Handwerk von Grund auf gelernt. Schon als Studentin arbeitete ich für den damaligen Bankverein als Mitarbeiterin im Marketing.»

Elisabeth Dalucas kommt aus einer künstlerischen Familie – ihr Vater ist Cellist, ihr Onkel war Verleger –, und so ist es verständlich, dass sie Kunstwissenschaften in Zürich, Berlin und Florenz studierte. Public Relations und strategisches Management sind weitere Interessensgebiete von ihr, so dass sie an der Universität St. Gallen HSG ein Nachdiplomstudium in Kommunikation und Management abgeschlossen hat. Ihre Tätigkeit als Kommunikationsbeauftragte bei der Universität und der ETH Zürich brachte es mit sich, dass sie selber auch journalistisch arbeitete. Dass ihr dies im späteren Berufsleben sehr dienlich war und ist, empfindet sie als Vorteil. «Ich habe eine Vorstellung davon, was Medienleute brauchen, und ich weiss ebenso, was ich vertreten will».
Wie erholt sich ein Mensch, der den ganzen Tag mit Kunst, Musik und Veranstaltungen zu tun hat, von der Kultur? «Mit Kultur. Ich lese gerne und liebe es, in Ausstellungen und in die Oper zu gehen. Jetzt habe ich es gerade geschafft, Karten für ‹Benvenuto Cellini› von Hector Berlioz an den Salzburger Festspielen zu erstehen.» Sie freut sich sehr auf diesen Abend, den sie mit ihrem Mann – er ist Architekt – und guten Freunden geniessen will. Auch Gäste bewirten hat für die vitale Baslerin einen grossen Erholungswert. «Das beginnt schon beim Gang über den Markt am Zürcher Bürkli- oder Helvetiaplatz. Ich mag es sehr, frische Produkte direkt vom Bauern einzukaufen», erzählt sie und strahlt, «und dann das ‹Rüeblirüsten›, Kochen und vor allem das gemeinsame Essen mit den Gästen und guten Gesprächen.»

Die Zukunftsvision für das KKL Luzern ist die noch stärkere Verankerung des Hauses im europäischen Kultur- und Kongressleben. «Ich denke, dass wir schon einen hohen Stellenwert erreicht haben. Doch wir arbeiten daran, das Haus noch stärker zu vernetzen und es als eines der ganz wichtigen kulturellen Zentren zu etablieren.» Mit ihrem Ehrgeiz und ihrer grossen Überzeugungskraft scheint diese Vision von Elisabeth Dalucas gar nicht so abwegig.
Guy A. Lang

Zur Person Elisabeth Dalucas
Die Baslerin hat Kunstwissenschaften und Philosophie studiert. Zudem absolvierte sie an der Universität St. Gallen HSG ein Nachdiplomstudium in Kommunikation und Management. Nach dem Studium betreute sie neben verschiedenen PR- und Marketingmandaten auch den Aufbau einer Kunstsammlung einer Privatbank. Von 1996 bis 1999 wirkte sie als Kommunikationsbeauftragte der ETH Zürich. 1999 wurde sie Direktorin des Museums zu Allerheiligen und Kulturbeauftragte der Stadt Schaffhausen, wo sie bis 2003 arbeitete. Seit März 2003 ist sie CEO der KKL Luzern Management AG sowie Geschäftsführerin der Trägerstiftung Kultur- und Kongresszentrum am See, Luzern. Elisabeth Dalucas lebt mit ihrem Mann in Zürich

Das KKL Luzern, Kultur- und Kongresszentrum
Das KKL Luzern wurde vom französischen Stararchitekten Jean Nouvel erbaut. Mit dem spektakulären Dach, das über den Vierwaldstättersee ragt, und dem akustisch wunderbaren Konzertsaal schuf Nouvel ein neues Wahrzeichen der Leuchtenstadt Luzern. Im August 1998 eröffneten die Berliner Philharmoniker unter Leitung von Claudio Abbado den Konzertsaal, 2000 wurden das gesamte Haus und das Kunstmuseum Luzern eingeweiht. Jährlich sind über 450 000 Menschen zu Gast im KKL Luzern. Beschäftigt sind 360 Mitarbeitende in Voll- und Teilzeit. 2006 betrug der erzielte Umsatz 23,6 Millionen CHF.

Auszug aus HR Today 4/2007

Keine Kommentare

Sag doch mal was.

Schreibe einen Kommentar

Textformatierung ist verfügbar über HTML. <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>

*