Sargnagel Susi und das Testament

guylang —  26. März 2015 — Kommentiere

«Morde heute, erbe morgen» ist das Motto von Hans Gmürs Krimikomödie «Rabeneck». Am letzten Samstag präsentierte das Ensemble Pirg vor ausverkauftem Turnsaal im Schulhaus Schmidrüti die Premiere: ein begeisternder Abend mit bester Unterhaltung.

Das_Ensemble klein

Ensemble Pirg

Die Pirger Abendunterhaltung ist legendär. Zahlreich strömen die Gäste, um die einmalige Stimmung zu geniessen – aus der näheren Umgebung, dazu von weit her die Auswärtigen, aus dem St. Gallischen und dem Thurgau. Imposant ist auch die Zahl der Sponsoren: 43 Gönnerinnen und Gönner zeugen von Beliebtheit und Wichtigkeit des Anlasses. Und sie kommen alle auf ihre Kosten. Das beginnt bei den ausgezeichneten Älplermagronen mit Apfelmus über köstliche, selbstgemachte Torten und Kuchen, einer ausgesprochen reichhaltigen Tombola bis zum Tanz mit dem frisch aufspielenden Albin Hasler. Und selbstverständlich mit dem locker von der Leber weg gespielten Stück «Rabeneck».

Ein Testament inspiriert die Fantasie
Es ist spannend: im abgelegenen Hotel Rabeneck logiert der alternde, aber dank der Klatschillustrierten noch bekannte Hollywoodstar Hector Lorenz mit seiner blonden Begleitung Uschi Schnebeli. Mit Hilfe des Journalisten Bruno Hirzel will er seine Memoiren verfassen. Hoteldirektor Max Hügi und Barmaid Carmen verwöhnen ihren Gast. Abgestiegen ist auch Dr. Urs Castelberg, der statt einen Kongress zu besuchen lieber die Nähe von Carmen sucht. Da platzt Frl. Susanna Oberholzer in diese Einsamkeit, sie hat die Berühmtheit aufgespürt und sich ihm auf die Fersen geheftet. Die Nähschullehrerin schreibt Krimis und ist begeisterte Hobbydichterin. In Leserkreisen ist sie als «Sargnagel Susi, die Lehrerin mit der Leiche im Schrank» bekannt. Sie verfügt über eine glasklare, scharfe Logik und weiss, dass Hector Lorenz ein Testament hinterlässt, das Menschen äusserst grosszügig bedenkt, die ihm in den letzten Tagen vor dem Hinschied Liebes, Nettes zukommen liessen – und vor allem der Dame, die zuletzt sein Bett teilt. Dieses Wissen weckt in allen Anwesenden Begehrlichkeiten. Sie schmieden Pläne und Strategien, um ans winkende Vermögen zu kommen…

Publikum

Im Publikum

Hochmotiviertes Ensemble
Schüttelreime wie «Es war einmal ein braver Hai, frass statt Menschen Haferbrei», Situationskomik, überraschende Wendungen und eine liebevolle Sorgfalt zu Details – so prangt auf einem herumhängenden, echten «Blick» die auf das Stück bezogene Schlagzeile «Hector hinter der Kulisse» –, sorgen für zahlreiche Lacher im Publikum. Dazu das hochmotivierte Ensemble: Fredi Gadient als graumelierter Star, Yvonne Meier als hübsche, Männer verführende Blondine, Michi Lauener als geschniegelter Journalist, Silvano Lehmann als souveräner Hoteldirektor, Nicole Erne als spielfreudig überzeugende Carmen sowie Andri Furrer als zynischer Arzt auf Seitensprung. Und dann Conni Zängeler, die überlegene, intelligente und der Improvisation mächtige treibende Kraft Susanna Oberholzer. So unterbrach sie beispielsweise die Handlung, weil ein Subaru falsch parkiert war und stieg problemlos wieder in ihre Rolle ein.
Die gemeinsam geführte Regie war schlüssig, Sturmwinde rauschten gruselig vor dem Hotel, der Schluss des zweiten Aktes war professionell getimt: Dunkel, eine fallende Person, Vorhang, Licht im Saal, Pause, Spannung. Ein Aktschluss nach allen Regeln der Kunst.
Dass sich nach der Vorstellung die Darstellerinnen und Darsteller unters Publikum mischten, sich stärkten und plauderten, verstärkt den authentischen, sympathischen und familiären Charakter dieses einmaligen Theaterereignisses. Und dass ein Schneegestöber die Heimfahrenden überraschte, war wie ein weiterer Regieeinfall von diesem herzigen Geheimtipp.

Erschienen in «Der Tößthaler», 26. März 2015

Keine Kommentare

Sag doch mal was.

Schreibe einen Kommentar

Textformatierung ist verfügbar über HTML. <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>

*