Hamletmaschine von Wolfgang Rihm

guylang —  3. Februar 2016 — Kommentiere

 

«Hamletmaschine» von Wolfgang Rihm und Heiner Müller – ein faszinierend beeindruckender Opernabend in Zürich

Hamletmaschine 2

Proszeniumlogen links

Hamletmaschine 1

Proszeniumlogen rechts

 

Schon beim Betreten des Zuschauerraums deutet alles auf einen ungewöhnlichen Theaterabend hin: die drei Proszeniumlogen links und rechts sind besetzt von Schlagwerk, Otenpulten und Musikern. Ein spannender Kontrast zwischen dem Gold der Balkone und der Nüchternheit moderner Instrumente.

Dazu in weisser Schrift:
«Erinnerung an die erste Lektüre: Hamlet aus der Schulbibliothek … Ich ahnte mehr als ich verstand, aber der Sprung macht die Erfahrung, nicht der Schritt.
Das Stück selbst ist der Versuch, eine Erfahrung zu beschreiben, die keine Wirklichkeit hat in der Zeit der Beschreibung. Ein Endspiel in der Morgenröte eines unbekannten Tages. Welcome to the hell no pity here. Hamlet.»

 

 

Um eine Oper im herkömmlichen Sinn handelt es sich nicht. «Hamletmaschine» erzählt keine Geschichte, das Musiktheaterstück setzt sich mit Mythen auseinander, die durch weitere Mythen erweitert sind, mit Figuren die gespielt und nicht mehr spielbar sind. Assoziativ wird auf die Unüberschaubarkeit des Seins, der Ereignisse, der Gedanken, Philosophien und Situationen angespielt. Marx, Lenin, Mao, aber auch Ophelia, Ulrike Meinhof, Elektra, Nietzsche oder eben Hamlet treten auf. Letzterer gleich in dreifacher Verkörperung, stets als Heiner Müller mit Zigarre und Schreibmachine erkennbar. Bilder von Guantanamo, Pegida Demonstrationen oder aus der Andy-Warhol-Factory werden heraufbeschworen. In seiner Inszenierung zieht Regisseur Sebastian Baumgarten zusammen mit der Bühnenbildnerin Barbara Ehnes und den Kostümen von Marysol Del Castillo alle Register.
Dazu die eruptiven Klangmassen von Rihm, die er mit wunderbar lyrischen Augenblicken mischt, die gleich wieder in entfesselten Klangclustern explodieren. Die Rihms Instrumentierung ist  gekonnt, ihm gelingent subtile und raffinierte Tonfarben.
Das Ensemble ist ausgezeichnet, konzentriert und virtuos. Vom Chor über die hervorragenden Solisten zu allen Darstellerinnen und Darsteller. Das Orchester ist höchst präzise und wird inspiriert von Gabriel Feltz am Dirigentenpult.Ein lohnenswerter Abend, eine spannende Auseinandersetzung mit unserer Zeit, ihrer Erscheinung, ihrer Ausweglosigkeit.

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