Ein ausverkauftes Zelt am Nachmittag, etwa 300 Personen am Abend \u2013 der Circolino Pipistrello lockt das Publikum mit dem neuen Programm \u00abKubik\u00bb in Scharen nach Sch\u00f6ntal. Am letzten Sonntag war die Saisonpremiere \u2013 um es vorwegzunehmen: ein Ensemble in Hochform, tosender Applaus, rundum begl\u00fcckte Zuschauerinnen und Zuschauer.<\/em><\/p>\n

$\"Pipistrello$ <\/a>
Pipistrello und die Wuerfel<\/p><\/div>\n
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Stellen Sie sich einen lauen Fr\u00fchlingsabend vor, langsam d\u00e4mmert es sanft, die Lichter von Karussell, Essensstand und Zelteingang entfalten ihre Leuchtkraft, kleine M\u00e4dchen mit Kr\u00f6nchen im Haar knabbern Gummib\u00e4rchenspiesse, fr\u00f6hliche Menschen sitzen an langen Holztischen, plaudern und st\u00e4rken sich mit Wein, Bier, und W\u00fcrsten, die Zirkusband Gypsolino Circol\u00fcner stimmt musikalisch ein und alle warten auf den Vorstellungsbeginn. Die Stimmung ist zauberhaft, friedlich und wunderbar.
\nDem war leider am Premierentag nicht so: das Wetter zeigte sich garstig, der Wind blies unangenehm, der Regen trommelte aufs Zeltdach. Doch der Stimmung im Winterquartier von Pipistrello konnte das keinen Abbruch tun. Sie war \u2013 wie oben beschrieben \u2013 zauberhaft, friedlich und wunderbar.<\/p>\n
Zwei Welten \u2013 Bunt gegen Grau
\nF\u00fcnf grosse W\u00fcrfel \u2013 orange, gelb, blau, gr\u00fcn und rot \u2013 stehen in der Manege. Pl\u00f6tzlich bewegen sich die W\u00e4nde, man sieht Finger, dann Arme und schliesslich krabbeln Figuren heraus. Sie scheinen direkt aus der Commedia dell\u2019arte entsprungen. Da gibt es einen trotteligen Alten, der seine h\u00fcbsche Tochter Louisa an ihrem Geburtstag verm\u00e4hlen will. Daf\u00fcr wird ein grosses Fest organisiert, zu dem alle \u2013 ausser den Grauen \u2013 eingeladen sind. Denn die sind businessorientiert, cool, ihr Motto: \u00abZeit ist Geld\u00bb, tanzen, lieben oder spielen sind Verschwendung. Doch ausgerechnet Louisa verliebt sich in einen Grauen. Der Konflikt zwischen den zwei Welten ist vorprogrammiert.<\/p>\n
$\"Die$ <\/a>
Die Grauen<\/p><\/div>\n
Die hohe Kunst der K\u00f6rperbeherrschung
\nDiese Geschichten ist f\u00fcr die siebzehn Menschen der Truppe und ihre Regisseure Josua Goenaga und Manuel Schunter Anlass f\u00fcr einen artistisch hochstehenden, musikalisch animierenden und optisch hinreissenden Abend. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Da werden Jonglierkeulen zu Champagnerflaschen, K\u00fcchensiebe zu Insekten\u00e4hnlichen Augen, Schirme zu Waffen, bunte Stofffetzen zu Zeiteinheiten. Mit beeindruckender K\u00f6rperbeherrschung zeigten die Artistinnen und Artisten ihr anspruchsvolles K\u00f6nnen. Und die Truppe hat sich gegen\u00fcber letztem Jahr gesteigert, man merkt, dass konzentriert und viel gearbeitet wurde. Sie wirkt kompakter, das St\u00fcck abstrakter und anspruchsvoller in der artistischen Leistung. Mit grossem Enthusiasmus und Pr\u00e4zision kommen die Tanznummern daher, es wird durcheinander gewuselt, mit Plastikr\u00f6hren rhythmisch exakt musiziert. Und der grosse Kampf \u2013 Graue gegen Bunte \u2013 ist eine durchdachte und pr\u00e4szis ausgef\u00fchrte Choreographie. Um zu wissen, was mit W\u00fcrfeln aus Stahlrohren alles m\u00f6glich ist, wie man sie betanzen, besteigen und bespielen kann, nur schon daf\u00fcr lohnt ein Besuch der Auff\u00fchrung.<\/p>\n
$\"Die$ <\/a>
Die Bunten und die Grauen machen Musik<\/p><\/div>\n
Das Spiel mit Witz und Poesie
\n\u00dcberhaupt: alle Beteiligten spielen mehrere Instrumente, von Wagnertuben \u00fcber Cello, Saxophon, Handharmonika zum Schlagzeug. Und es wird gesungen, was die Lunge hergibt. Die Begeisterung aus der Manege wirkt ansteckend auf das Publikum im Zelt. Es klatscht im Takt, Kinder kommentieren und geben den Spielenden Hinweise zum Geschehen im Hintergrund.
\nSelbstverst\u00e4ndlich kommt die Poesie nicht zu kurz. Etwa wenn venezianisch anmutende, weiss gekleidete, mit Vogelmasken versehene Figuren auf Stelzen durch den Nebel staken. Faszinierend unheimlich wird es, wenn Feuerr\u00e4der im Dunkeln wirbeln und lustig, wenn aus einem roten W\u00fcrfel ein Kopf schaut und dieser rauf und runter geworfen wird. Oder wenn ein W\u00fcrfel pl\u00f6tzlich Beine und einen Oberk\u00f6rper erh\u00e4lt und weg marschiert.
\nWie der Krieg zwischen Bunt und Grau zu einem guten Ende kommt, sollte man sich selber ansehen.
\nJetzt tourt der Circolino Pipistrello durch die Schweiz und motiviert Jugendliche, Menschen mit Behinderungen und \u00e4ltere Menschen zum Mitmachen, Mitfreuen und Mitlachen. Der Start ist gelungen.<\/p>\n
Erschienen in \u00abDer T\u00f6\u00dfthaler\u00bb, 2. April 2015<\/p>","protected":false},"excerpt":{"rendered":"
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