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«Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr». Diese melancholische Zeile aus dem Gedicht «Herbsttag» von Rainer Maria Rilke kennen Sie alle. Sie trifft zwar auf die kommende Zeit zu – immerhin beginnt in diesem Monat September der Herbst –, für das Schaffen von HRB kann diese Aussage keine endgültige Feststellung sein. Als wir uns zur Vorbereitung dieses Abends getroffen haben, zeigte er mir seine «neuen» Häuser und meinte beiläufig, dass die meisten im letzten Jahr entstanden seien. Auf meine direkte Frage, ob er sich weiterhin mit dem Malen von Häusern befasse, entzog er sich einer konkreten Antwort. Genau so, wie die Häuser auf seinen Bildern sich einer architektonisch exakten Bauweise entziehen.

Haus Hansruedi BaerSie sind eher Landschaften als Gebäude, mehr expressive Gedanken, festgehalten auf Flächen, gestaltet mit Farben. Alles ist ineinander verwoben, Türen, Fenster, Landschaften, Dächer. Wo beginnt das Haus, wo die Umgebung? Es spielt keine Rolle, die Bilder appellieren an die Phantasie.

«Sie sind hinter dem Papier versteckt», sagt der Künstler, «ich muss sie rauslassen». Dann entstehen Stimmungen, wie sie auch in einem geschriebenen Tagebuch entstehen können. Assoziativ, wild, lieblich. Vielleicht ist die Flüchtigkeit eines Traumes das bessere Bild. Denn auch wenn sich das Gebilde auf dem Papier manifestiert, heisst das noch lange nicht, dass es dort seinen endgültigen Standort gefunden hat. Manchmal lässt es HRB stehen, manchmal fallen Teile dem Übermalen zum Opfer, manchmal wird die ganze Fläche frisch und neu gestaltet. Bis wieder eine Vorstellung von Häusern entsteht. Oder noch besser, eine Vorstellung von Räumen.

Häuser sind wichtig für HRB. «Ich träume oft von Häusern in einer alten Stadt. Und plötzlich wissen die Menschen nicht mehr wo sie sind, weil ein Haus abgebrochen wurde und sie nun dort hindurchgehen können, wo sie seit 600 Jahren nicht mehr durch konnten, weil dort ein Haus gestanden hat».  Nicht nur in Träumen erscheinen ihm Häuser, sie begleiten ihn sein ganzes Leben hindurch. Sei es die Villa an der Rämistrasse, die er während seiner Handelsschulzeit immer wieder auf Papier gebannt hat, sei es das Haus, das seine Eltern gebaut hatten als er noch ein zehnjähriges Kind war. Gestört hat ihn daran einzig, dass es nichts Extravagantes war und vor allem, dass die Fenster wegen Normvorschriften erst 90 Zentimeter über dem Boden begannen und es keine Fenstertüren gab.

Später konnte er seine eigenen Vorstellungen verwirklichen – er kaufte sein Haus im Elsass und baute es um. «Ich will lieber alte Häuser umbauen statt neue zu bauen. Und ich will immer in umgebauten Häusern wohnen», bekennt er. Einschneidend war, dass er später auf sein Bijou aus verschiedenen Gründen verzichten musste. Geblieben sind Fotos, Erinnerungen und der unstillbare Drang, eine Art von Häusern aus dem Papier steigen zu lassen. Die Ergebnisse können Sie hier betrachten. Doch wie ich es schon bei der letzten Vernissage erwähnt habe, schauen sie genau hin, speichern sie das Gesehene tief in ihren Gedanken. Denn HRBs Häuser sind flüchtig und verändern sich stetig. Was auffällt ist, dass er jetzt hellere Farben verwendet als früher – Gelbtöne, helle Grautöne, Weiss und so fort. Die bedrohlichen Situationen, in welche seine Gebäude früher oft gerieten, sind verschwunden, die Düsternis ist der lichteren Helle gewichen.
Zum Schluss möchte ich nochmals auf Rilke zurückkommen: Zwar, «baut er jetzt keines mehr», doch er braucht es auch nicht. Denn seine Gebäude stehen schon. Er braucht keine zusätzlichen Landschaften und Häuser mehr, er hat sich befreit und kann sich seiner neuen Leidenschaft zuwenden. Den Objekten, die sich aus einem Kunterbunt von glänzenden und glimmernden Alltagsgegenständen zusammensetzen. Da finden Sie Nippes, Göttinnen, Kitsch, Plastikstäbchen, Federn, Silberpapier … Gehen Sie bitte selber auf Entdeckungsreise. Und wer weiss, vielleicht finden Sie Ansätze von Häusern. Oder Miniskulpturen, die Häusern immer ähnlicher werden und sich als logische Weiterentwicklung im Schaffen von HRB entpuppen.

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«Meine Bilder»  Oktober 2008

Zum zweiten Mal habe ich die Ehre, eine Vernissage meines Freundes Hans Rudolf Bär zu eröffnen. Als er mich anfragte, dachte ich mir: «Ok, das wird einfach. Ich kenne ihn, seine Bilder, seine Art. Und die Leute, die vor zweieinhalb Jahren schon einmal an der Vernissage waren, haben sicher vergessen, was ich damals so erzählt habe. Also ein easy job».

Dachte ich mir so. Und traf mich mit Hans Rudolf. Dann wurde mir klar, dass es mit copy/paste alleine nicht getan war. Denn schon das Motto «Meine Häuser» und das Leitmotiv «Es, (das Haus), in ihr, (der Landschaft)» von Robert Walser, das der Künstler dieser Ausstellung gibt, lenkt die Betrachterin und den Betrachter sanft in eine bestimmte Richtung. Häuser als lebendige, charmante, verletzliche, traurige Wesen. In einer fröhlichen, bedrohlichen, chaotischen, strukturierten Landschaft. Damals sagte mir Hans Rudolf zu seinen Bildern: «Das Wesentliche geschieht beim Betrachter und nie möchte ich im Wege sein oder etwas befehlen». Er gab keinerlei Hilfe, jeder musste sich seinen eigenen Zugang zu den Werken schaffen, jeder musste sich seine eigene Geschichte dazu erfinden, jeder musste seine Phantasie bemühen.

Auch heute ist die Phantasie gefordert, auch heute gibt der Künstler keine Befehle, überlässt er den Zugang den Einzelnen. Doch er bekennt sich zu seinen Häusern – er liebt sie wie Lebewesen. Und sie danken es ihm, führen ein Eigenleben, sind Persönlichkeiten. Jedes Bild hat eine Überraschung bereit, jedes Haus präsentiert sich durch einem anderen Charakter.

Ich denke, Häuser sind stark unterschätzte Wesen. Wir haben immer das Gefühl, dass wir sie einrichten und nach unserer Vorstellung gestalten. Das Gegenteil ist der Fall. Die Struktur der Häuser formt die Menschen und zwingt sie, dieses oder jenes Möbel da oder dorthin zu stellen. Und wenn das Zimmer oder das Gebäude mit der Anordnung nicht zufrieden ist, stört es die Menschen in ihrem Wohlbefinden so lange, bis sie die Einrichtung umstellen und eine Harmonie – oder Disharmonie, je nach Haus – erreicht ist. Wir unterschätzen auch die Kraft und den Einfluss, den Gebäude auf uns Menschen haben können. Ein Beispiel mag genügen. Noch nie ist ein Haus in einer Klinik oder einem Irrenhaus gelandet. Hingegen hat ein Haus die Macht, Menschen krank und irre zu machen. Oder aber glücklich und zufrieden.

Doch nicht von Negativem will ich sprechen. Denn die Bilder, die wir hier sehen sind positiv, verspielt, witzig, ja teilweise versponnen. Sie haben Gesichter, die Fenster betrachten die Betrachtenden mit leuchtenden Augen. Und das Wesentliche geschieht dahinter, geheimnisvoll, erahnbar allenfalls. Sie zeigen nur Fassaden, sie behüten ihr Innenleben. Einige Häuser schmiegen sich in die Landschaft und suchen Schutz unter den Linien des Horizonts. Manche stehen beengt in der Grossstadt und zeigen ihr Unwohlsein überdeutlich. Wieder andere geben sich unnahbar, abweisend oder auch allerliebst. Manche lassen merken, dass ihnen ihr Nachbarhaus überhaupt nicht behagt, manche scheinen sich zu lieben und umarmen sich. Oder – wie die ängstlichen Exemplare auf der Einladungskarte – sie schmiegen sich vor dem nahenden Dunkeln zärtlich und trutzig aneinander.

Eines haben alle Bilder gemeinsam: sie erzählen Geschichten und laden zum Verweilen. Eine flüchtige Betrachtung bringt nicht viel, man muss vielmehr zwei- bis dreimal hinzusehen und Details zu entdecken. Seien es Details in den Farben, seien es Unschärfen wie wallende Nebel. Oder die skurrilen Formen, die etwa einen Spitzbogen andeuten und dennoch rund und weich sind. Die Häuser sind verschachtelt, erinnern an erstaunte oder irritierte Geschöpfe. Eine gültige Interpretation gibt es nie. Beispielsweise ist bei der wilden Urwaldlandschaft – ich bezeichne sie mal so – nicht klar, ob sie sich an den störenden Häusern rächen will und sie verschlingt, oder ob Haus, Blätter und Lianen einen ekstatischen expressionistischen Tanz aufführen.

Hans Rudolf Bär fordert für seine Werken nicht nur Phantasie und geschärfte Sinne, er lässt auch vielseitige Assoziationen zu. An Expressionistisches, verspielt Dadaistisches, Anspielungen an Futuristisches. Oder er zitiert augenzwinkernd «Der Schrei» mit Häusern. Dabei scheint er sich über seine Geschöpfe zu amüsieren, von denen er sagt, dass er sie gar nicht geschaffen habe, sondern dass sie ihn einfach dazu benutzt hätten, um auf dem Papier zu erscheinen.

Nehmen sie meine Worte, besser Wörter, nicht als Interpretationshilfe oder gar ernst. Es ist halt das, was mir so spontan beim wiederholten Betrachten eingefallen ist. Und glaubte ich, ein Lieblingsbild gefunden zu haben, verführte mich beim nächsten Mal ein anderes und so fort. Manche mochte ich erst gar nicht, dann schlichen sie sich klamm und heimlich bei mir ein und grinsten mich glücklich an.

Wenn Ihnen, liebe Damen und Herren, ein Bild gefällt, reservieren sie es sich sofort. Sonst rennen Ihnen die Häuser weg oder verändern sich zur Unkenntlichkeit. Hans Rudolf Bär hat die Eigenart ein Bild als momentane Zeitaufnahme darzustellen. Denn er wird von den Bildern gezwungen, sie zu verändern, zu übermalen, die Häuser auf ihrer Reise an den «richtigen» Standort zu begleiten. Um sich selber zu überlisten hat er kleine Männchen geschaffen, die je ein fertiges Bild tragen, sozusagen die Miniausstellung fürs Buffet. Auch diese können Sie erstehen.

Und dann sind da noch einige Objekte zu begutachten. Auch sie Häuser, helle Häuser. Aber ohne Landschaft. Dafür mit Rädern. So dass sie durch die Gegend kurven, sich Umgebung um Umgebung ansehen und dann vielleicht entscheiden können, wo es ihnen vorübergehend am besten passt. Denn auch sie sind neugierig, stets auf der Suche nach Neuem. Ganz wie Hans Rudolf Bär und seine Motive. Ich danke für die Aufmerksamkeit und wünsche Ihnen, dass das Betrachten der Bilder Ihnen ebenso viel Spass machen wie mir.

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«Dreimal Bär»; März 2006

Sie sehen verspielte Objekte, Bilder von magischen Räumen und wundersamen Häusern.
Erlauben Sie mir mich vorzustellen: Ich heisse Guy Lang und bin mit Hans Rudolf Bär und seiner Partnerin Claudia Becker befreundet. Die Anfrage hier einleitende Worte zu sprechen, hat mich sehr gefreut. Doch bin ich als Redaktor und Journalist der völlig falsche Mann. Denn unser Beruf verlangt, dass wir Gesehenes exakt beschreiben, Gehörtes klar in Worte fassen und reale Gegenstände sprachlich genau einordnen. Und gerade diese Journalistentugenden lassen sich bei den Arbeiten von Hansruedi Bär nicht anwenden. Seine Objekte sind verspielt, erzählen Geschichten und sind einfach da. Unfassbar. Und für jede Betrachterin, für jeden Betrachter öffnen sie eine eigene Welt.

«Das Wesentliche geschieht beim Betrachter und nie möchte ich im Wege sein oder etwas befehlen. Das Bild, das Objekt gehört dem Betrachter», sagt Hansruedi Bär. Er gibt den Betrachtern keinerlei Hilfe, jeder muss sich seinen eigenen Zugang zu den Werken schaffen, jeder muss sich seine eigene Geschichte dazu erfinden. Und – jeder muss seine Phantasie bemühen.

Drei Arten Kunst können wir sehen – grosse Bilder mit Räumen, kleinere Bilder mit Häusern und kleine Objekte aus den verschiedensten Materialien. Gemeinsam ist allen eines: Sie sind jeweils alle innerhalb eines Jahres entstanden. Hansruedi Bär malte erst ein Jahr Häuser, dann ein Jahr Räume und dann schuf er die Objekte. Von aussen nach innen, von gross zu klein. Der Weg zur Konzentration.

Hansruedi Bär hat mir erklärt, dass er sich selber zurück hält und darauf wartet bis etwas kommt. Dass er kein Konzept hat und dass er nicht studiert und grübelt, was er malen könnte. Und dass ihm Stimmungen wichtig sind. Und sie kommen, die Häuser mit ihren Fenstern und Eingängen, Häuser wie Schachteln, aneinandergereiht und ineinander verwoben, Häuser wie verspielte Objekte, manchmal wie Dominosteine hintereinander oder wie Handorgeln. Und die Bilder sind nie fertig. Die Häuser wollen verändert und übermalt werden. Sie sind Anregungen für den Künstler und sind auch Anregungen für die Betrachter. Und sobald sie beschrieben werden, werden sie interpretiert und mutieren subjektiv zu simplen Häusern mit skurrilen Fassaden und winzigen Lichtluken.

Wenn Sie jetzt eine Art Bedienungsanleitung oder ein Bildbetrachtungsrezept von mir erwarten, muss ich Sie enttäuschen. Ich tauge nur für Assoziationen. Und da trifft es sich gut, dass Herr _________________ da ist und Klavier spielt. Denn beim Betrachten der zweiten Malphase von Hansruedi Bär – nämlich seinen Raumbildern – kommen mir unweigerlich Bühnenbilder in den Sinn. Und ich warte jeden Moment darauf, dass Musik ertönt, Don Giovanni durch den schmalen Spalt auftritt und seine Champagnerarie singt. Das ist die theatralische Phase von Hansruedi Bär. In einer seiner früheren Zeit hat er in Deutschland das Theaterpublikum mit Szenerien beglückt. Theaterarbeit ist prägend in einem Leben und so erstaunt nicht, dass er in seinen Räumen stets Auftrittsmöglichkeiten geschaffen hat, schmale Eingänge durch die Protagonisten schlüpfen und das Publikum – in unserem Fall die Betrachter – in Bann ziehen, entführen und verzaubern. Aber entschuldigen Sie bitte, das ist schon wieder mein journalistischer Drang, die Bilder genau zu beschreiben. Selbstverständlich sind es einfach leere Räume mit hohen Wänden, die Sie selber füllen können – wie immer sie wollen. Mit dem was Ihnen Ihre Phantasie vorgaukelt.

Zum Theater gehören auch Requisiten. Das sind Gegenstände aus dem alltäglichen Leben. Auch Hansruedi Bär braucht solche Dinge. Eierkartons, Schuhputzschwämme, Dörrfrüchte oder Weggli. Was man halt so braucht. Doch wenn ihm solche Dinge in die Hände geraten passiert es: Sie wandeln sich, verspielen sich und verkleiden sich. Sie wollen nicht als Eierkartons, Schuhputzschwämme oder Weggli wieder erkannt werden. Sie freuen sich auf ein neues Leben als filigrane Andeutung einer Tänzerin oder als verspielte «Sinnlosigkeit» in Grün oder Gold. Und sie erzeugen Spannungen zwischen ihrer eigentlichen Bestimmung und ihrer neuen sinnlich inspirierten Darstellung. «Ich stosse auf Gegenstände und sie erzählen mir eine Geschichte. Und dann muss ich etwas draus machen«, sagt der Bär, der viel zu Gentlemanlike und zu zart ist, um seinem Namen gebenden Tier zu gleichen. Dann schleift, verändert und dramatisiert er seine Funde. Und erweckt sie zu einem neuen Leben, einer anderen Bestimmung. Er transportiert Banales in eine lyrische Ebene, die sie als klar definierter Gebrauchsgegenstand nie erreicht hätten. Und sie haben eine neue Bestimmung, nämlich die, die Phantasie der Betrachterinnen und Betrachter zu wecken und anzuregen.

Jetzt überlasse ich Sie ihrer Phantasie und bitte Sie, diese rege zu gebrauchen. Geniessen Sie die Begegnung mit ihr, angeregt durch die Arbeiten, die hier ausgestellt sind. Und wenn Sie ihre Phantasie auch zu Hause beschäftigen wollen, können Sie die künstlerische Anregung von Hans Rudolf Bär erwerben und mitnehmen.

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«Neue Fachwörter in den Bereichen Personal und Ausbildung» (Rede 2005) https://www.guylang.ch/?p=77 Wed, 11 Apr 2012 11:42:10 +0000 http://www.guylang.ch/?p=77 Liebe Anwesende

Für das in mich gesetzte Vertrauen – nämlich, mich im Wörterdschungel des heutigen HR-, Manager- oder sonstigen Hippen-Lateins auszukennen – danke ich. Leider muss ich gestehen, dass es mir unmöglich ist, mir all die schnelllebigen Begriffe sowie die dahinter stehenden Theorien und Denkansätze zu merken. Handy

Ob dies auf eine beginnende Altersdemenz oder schlicht auf den sich immer schneller entwickelnden technologischen und wissenschaftlichen Fortschritt zurückzuführen sei, bleibe dahingestellt. Tatsache ist, dass jeder Schulabsolvent, jede Schulabsolventin – und da meine ich die von Fachhochschulen, Universitäten, privaten Anbietern jedwelcher MBAs oder sonstigen Kursen – mit einer Abschlussarbeit brillieren muss.Und da im Bereich zwischenmenschlichen Handelns und Verhaltens seit Adam und Eva eigentlich nichts Neues mehr erfunden, sondern nur bereits Bestehendes weiterentwickelt wurde, kommt es zur Bildung so genannt neuester Theorien und somit zur Bildung neuester Wortkreationen. Also kann es bei vorgestelltem Kurzreferat höchstens darum gehen, einige Worte herauszugreifen, zu erläutern und des Weiteren einige Tipps sowie mögliche Hilfsmittel und Quellen anzudeuten.

Beginnen wir mit einem Begriff, der bei der ersten – oberflächlichen – Begegnung durchaus verständlich ist. Hier möchte ich eine Klammerbemerkung einfügen: ich gehe selbstverständlich davon aus, dass Eure Kenntnisse der englischen Sprache was Fachwörter betrifft, überdurchschnittlich sind. Klammer geschlossen. Um auf unseren Begriff zurückzukommen: Auf den ersten Blick ist er zwar eindeutig übersetzbar aber zweideutig verständlich. Ich spreche von «Whistleblower». Klar: «to whistle: pfeifen». Somit ist «a whistle» «eine Pfeife». Und «to blow: blasen». Also: «a Whistleblower» ist ein «Pfeifenblaser». Das erscheint mir wahrlich etwas vulgär. Zumal der Begriff männlich ist, und nicht etwa «a whistlebloweress» heisst. Jetzt erhebt sich die Frage, wie dieser Ausdruck in das Mitteilungsblatt 677 des Verbandes Zürcher Handelsfirmen (VZH) vom 13. Februar 2004 kommt. Der Verein ist an der Waisenhausstrasse in Zürich situiert – zwar in der Nähe des Bahnhofs – aber weit weg vom Rotlichtmilieu. Auch ist der Verein im Sinne eines Diversity Managements unverdächtig, irgendwelche sexuellen Präferenzen zu bevorzugen. (Zur Erläuterung: «Diversity Management» stellt den Bezug zu sozialen Systemen her und verbindet den Begriff «Diversity = vielfältige Merkmale von Menschen in uns ausserhalb von Organisationen» mit einem Managementansatz. Wieder eine Klammer: unter vielfältigen Merkmalen sind neben Geschlecht, kultureller Herkunft und Nationalität auch die Faktoren, die den Lebensstil eines Menschen prägen: soziale Schicht und Herkunft, Lebensform – verheiratet, mit oder ohne Kinder, Allein erziehend, Single, Grossfamilie (mit mehr als vier Personen pro Haushalt), sexuelle Orientierung und körperliche Verfassung, Religion oder Lebensalter gemeint. In unserer HR Today-Ausgabe 3/2005 ist Diversity Management ausführlichst beschrieben – Klammer zu.

Also nochmals. Wie kommt der VZH Verband Zürcher Handelsfirmen dazu, den stark homosexuell angehauchten Begriff eines Pfeifenblasers in sein Mitteilungsblatt zu hieven? Es muss sich also um etwas anderes, etwas Seriöses handeln. Hier die Erläuterung. Zitat: «Whistleblower – ein weiterer neuer Begriff im Arbeitsrecht. Unter ‹Whistleblower› versteht man einen Hinweisgeber, Informanten, Verpfeifer oder Dennunzianten. Mit einer Motion vom Juni 2003 verlangte Ständerat Dick Marty (FDP Tessin) geeignete Massnahmen zum Schutz von Personen, die aufgrund deutlicher Hinweise Korruptionsfälle oder andere gesetzeswidrige Handlungen melden, von denen sie an ihrem Arbeitsplatz Kenntnis erhalten haben. Diese Massnahmen sollten insbesondere einen Schutz vor Entlassung und anderen Diskriminierungen gewährleisten, die auf eine solche Meldung zurückzuführen sind. Der Ständerat überwies diese Motion entgegen dem Antrag des Bundesrates am 2. Oktober 2003 mit 23 zu 9 Stimmen.» Zitat Ende. Eine typisch schweizerische Problemlösung. Unsere süditalienischen Kolleginnen und Kollegen interpellierten nicht im Parlament sondern intervenierten mit Fässern und Beton.

Diversity Management haben wir  bereits kennen gelernt. Es gehört zur Gattung der gerechten Führungsmerkmale, zur Gattung Gleichberechtigung und fasst den Begriff weiter als beispielsweise Gender Management. Dabei geht es «nur» um Geschlechtsfragen, also ob Männlein oder Weiblein und wenn was, wie viel und warum? Doch der so genannte Krieg der Geschlechter – meiner Ansicht nach ein völlig veraltetes, überflüssiges Bild – ist ein Hauptaspekt unseres gesamten Lebens und somit in unserem Zusammenhang vernachlässigbar, wenn nicht sogar fehl am Platz.
Geschlechterfragen bringen mich auf einen Gedanken, der zwar nicht unmittelbar zum Thema gehört, dennoch mit Sprache und Begriffsdefinitionen – und um die geht es explizit in meinen Ausführungen – eng verknüpft ist. Also: Gestattet mir einen kleinen Exkurs in eine noch gar nicht so lange vergangene, dennoch schon beinahe historische Vergangenheit. In die Siebziger- und Achtzigerjahre des letzten Jahrtausends, in die Zeit des radikalen Feminismus. Selbstverständlich war die männlich dominierte Sprache den bewusstseinserwachten Frauen ein Dorn im Auge. Und selbstverständlich gab es äusserst extreme und aggressive Feministinnen in der Literaturwissenschaft. Davon zeugen Buchtitel wie «Das Deutsche als Männersprache», «Alle Menschen werden Schwestern» oder «Die Frau ist nicht der Rede wert», alle verfasst von Luise Pusch, einer deutschen Professorin für Sprachwissenschaft in Gütersloh. – Ich kann euch diese Aufsätze nur ans Herz legen, sie lesen sich mit grossem Vergnügen und geben durchaus auch einige Denkanstösse. – Luise Puschs Forderungen zielen auf eine Sprache für Frauen, die der Frau den absolut gleichen Stellenwert wie dem Mann einräumt. Und das tönte dann beispielsweise so Zitat: «Der Computer wurde 1982 in den USA zum Mann des  Jahres gewählt. Ein Mann, der noch nicht mal bis drei zählen kann. Dass er dafür so fix zwischen Null und Eins unterscheiden kann, Millionen Mal pro Sekunde oder noch schneller, macht ihn  allerdings für verschiedene Arbeiten ziemlich nützlich. Wahrscheinlich war es die Dummheit des Computers, zusammen mit seinem technischen Innenleben und seiner totalen Befehlsabhängigkeit, die ihn vom Gerät zum ‹Mann›, gar zum Mann des Jahres aufsteigen liess … Frauen dagegen tun sich schwer mit diesem Mann, jedenfalls im Privatbereich. Im Beruf dagegen nimmt er ihnen schon fast alle Arbeit ab beziehungsweise Arbeitsplätze weg.» Zitat Ende. Und schon sind wir wieder bei unserem Thema. Nämlich den expliziten Forderungen des schon erwähnten Gender Managements, das im HR-Bereich einen wichtigen Platz gefunden hat und – Ihr habt es schon gehört – die Gleichberechtigung von Frau und Mann im Sinn hat.

Die verschiedenen Management-Methoden haben eines gemeinsam. Sie alle sind Systeme, die zu einer gewissen Zeit für eine gewisse Firma mit einer gewissen Personalstruktur im gesamtwirtschaftlichen Umfeld Menschen und Unternehmen helfen sollen, einen grösst möglichen Profit zu gewährleisten. Dass dabei der Unternehmensprofit im Vordergrund steht, zeigt schon das Wort «Human Resources», menschliche Ressourcen. Ressourcen oder Reserven sind die Dinge in der Welt, auf die man einfach zurückgreifen kann, um sie sich dienstbar zu machen: Erdöl, Gas, Gold, Diamanten, Boden oder eben Menschen. XY-Management ist also ein Heilmittel, ein helfendes System, das durchaus auch der Zufriedenheit der Mitarbeitenden gerecht werden soll. Dies zeigen Ausdrücke wie Case Management, eine Führungsform, bei der auf einen ganz speziellen Fall eingegangen wird. Dies hat meist mit der Work Life Balance – dem ausgeglichenen Dasein von Freizeit und Arbeitszeit – zu tun, befasst sich also meist mit Mitarbeitenden, die in irgendeiner Form Hilfe brauchen. Sei es, dass sie einen Unfall hatten, sich mit Familien- oder Alkoholproblemen rumschlagen oder kurz vor einem Burn out und dem dabei oft nahen Herzinfarkt stehen. Da dies – ausser es handle sich um Mobbing also um das bewusste Quälen eines Mitarbeitenden, worauf ich später noch kommen werde – meist Kaderleuten betrifft, gibt es selbstverständlich eine diesbezüglich ausgearbeitete Managementart. «Management Development» heisst die speziell auf Kadermitarbeitende zugeschnittene Personalentwicklung. Ich zitiere aus dem HRM-Dossier Nr. 6: « Management Development wird als laufende Bereitstellung zur Weiterentwicklung der Schlüsselstelleninhaber, der entsprechenden Nachfolgekandidaten und der Nachwuchskräfte verstanden. Dabei geht es in der Regel um: Situationsanalyse, Soll-Stellen und die dazu benöigten Profile /Fachwissen, Persönlichkeit, Potenzial (nicht zu verwechseln mit ‹Potenz›, Anmerkung des Referenten), Leistung, Identifikation solcher Potenziale (beispielsweise durch Projektarbeit, Schulung, Simulationstraining, Jobrotation, Learning Contract)n und Einsatz der Personen.» Zitat Ende.

Beim Burn out eines Firmeninhabers kann es zu einem so genannten Management Buyout kommen. Dabei kaufen die leitenden Manager dem Ausgebrannten (finanziell, psychisch oder physisch) die Firma ab. Darauf folgt meist ein klärendes Gespräch mit der alten/neuen Belegschaft, das durchaus unter dem Aspekt des Management by Objectives, also der Führung durch Zielvereinbarungen, stehen kann. Manchmal kommt es allerdings zu seltsamen Zielvereinbarungen. Etwa wenn für eine gesamte Firma nur ein Kamm bestehen soll, über den alle Mitarbeitenden geschoren werden. Das ist dann wie Äpfel und Birnen zusammenzählen, eine Rechenoperation, die bekanntlich schon in den ersten Klassen der Primarschule als unmöglich deklariert wird. Das Mitarbeitendengespräch kann auch unter dem Motto Management by Motivation stehen, wobei die Mitarbeitendenzufriedenheit im Mittelpunkt der Führungsziele und Führungsaufgabe steht. Die Buyouter betätigen sich dabei als so genannte Motivation Officers, also als gut bezahlte Unterhalter vom Dienst. Sind einzelne Mitglieder der Belegschaft nicht einverstanden, kann es mit Hilfe von beispielsweise Change Management, geleitet von einem Change Agent, zur Neustrukturierung, Neuorientierung – sprich zu Entlassungen – kommen. Es werden jetzt auch Kurse für die Entlassenden geben: Im Juni findet ein Ganzheitliches Trennungs-Tagung in Olten statt.

Gestattet mir noch einen Blick in die Welt von Luise Pusch, die wir ja schon als militante feministische Linguistin kennen gelernt haben. «Mitglieder der Belegschaft» erwähnte ich im letzten Satz. In einer Glosse vom Oktober 1982 schreibt sie, Zitat: «Meine Gesprächspartnerinnen … sagten … Mitgliederinnen. Andere wieder meinten: ‹Mitgliederinnen? Auch nicht besser als Mitglieder! Wir können es nicht mehr hören, das Wort Glied! Und wieso überhaupt mit Glied??! Wir Frauen sind ohne Glied, und darauf sind wir stolz!›
Mitglied also als Bezeichnung für das männliche Geschlecht, Ohneglied für das weibliche? – Diese Idee hat sich, soweit ich informiert bin, nicht durchsetzen können. Zu negativ das ganze Wort. Sollen wir uns etwa auch definieren als diejenigen, denen etwas fehlt? Noch dazu so was? Nein danke!
Also auf ins Positive! Was hat das weibliche Geschlecht dem ‹Glied› entgegenzusetzen? – Das Wort war schnell gefunden: Mitklit von Klit wie Klitoris. (Und für die Herren macht sich dann vielleicht Ohneklit ganz bezaubernd?)». Soweit die Feministinnen.

Das wäre in einer Firma, in der solche Diskussionen handfest oder zumindest verbal lautstark geführt werden, ein typischer Fall für eine Mediation, für eine Coachin oder einen Coach. Sie würden versuchen die Spannungen endogen (von innerhalb der Firma) abzubauen. Falls sie damit keinen Erfolg hätten, würden sie die ganze Chose outsourcen. Hilft das auch nichts, könnte die Mitarbeiterbeurteilung – also die ganzheitliche Beobachtung, Erfassung und Analyse der Streithähne und Streithennen – dazu führen, dass der oder die CPO (ich glaube der Ausdruck existiert nicht, würde aber analog zu CEO und CFO, «Chief Personal Officer» heissen) sich gezwungen sieht, einzelnen involvierten Personen die Suche nach einer neuen Stelle ans Herz zu legen. Also ein so genanntes Change Placement. Ob dabei ein Outplacement eine Rolle spielen soll, hängt sehr von der liquiden Möglichkeiten der betroffenen Firma ab und von der Anzahl der Involvierten ab. Handelt es sich um Massenentlassungen besteht für Arbeitgeber eine Informations- und Konsultationspflicht. Näheres dazu findet Ihr im PSP Index 2004 Seite 20: «Klare Richtlinien bei Entlassungen» einem lesenswerten Aufsatz von Irène Tschopp.

Falls nicht, sollten sich die Betroffenen einem persönlichen Business Reengeneering unterziehen. Also mit alten Gewohnheiten radikal brechen und die bestehenden Strukturen und Abläufe grundlegend zu überdenken und auf wertschöpfende Prozesse hin zu analysieren. Und gegebenenfalls Blind- und andere Bewerbungen zu starten, um nicht ins soziale Loch zu fallen. Beim Verfassen eines CV – hat nichts mit einer Kultautomarke aus Frankreich zu tun, diese trumpfte mit  zwei Pferden auf – sollte darauf geachtet werden, dass Selbstbeurteilung, Selbstwertgefühl, Selbstverwirklichungswunsch und Wahrheit in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen und dem Selbstmanagement nicht im Wege stehen. Auch schadet es keinesfalls, geeignete Referenzen anzugeben. Allerdings sollte man darauf achten, dass sie bei Nachfragen auch Hieb- und Stichfest sind und den allenfalls Anfragenden nicht abschrecken. Um die Wartezeit bis zu einem neuerlichen Engagement zu überbrücken, empfiehlt sich ein Brainstorming mit sich selbst. Sicherlich kommt man dabei auf verschiedene Möglichkeiten. Abgesehen von «Ananaszüchten in Alaska», einer Formulierung von Franz Josef Strauss selig, gibt es auch durchaus sinnvolle und vielleicht lukrativere Möglichkeiten.

Falls man sehr begütert ist kann man ein MBA, eine Weiterbildung zum Master of Businessadministration in Betracht ziehen. Oder sonst eine – billigere – Weiterbildung anstreben. Dies kann mittels E-Learning (Lernen ab Internet), Blended Learnig (Lernen ab Internet plus traditionellem Klassenzimmergroove) oder klassischem Volkshochschul- oder Migrosklubschulkurs (Lernen im traditionellen Klassenverband – das Schülerfeeling im etwas reiferen Alter wieder zu erleben, entbehrt nicht einem gewissen nostalgischen Reiz) geschehen. Hauptsache man erhält ein Diplom oder ein Zertifikat. Ohne Zertifizierung (am besten eduQua) läuft heute überhaupt nichts mehr. Weiterbildungen optimieren die Chancen auf dem Arbeitsmarkt, stellen die Weiterbildungsinstitute fest. Diese positive Einschätzung erfolgt sicherlich mit gutem Grund. Denn je mehr Weiterbildungswillige desto mehr Kursangebote und desto grössere Gewinne für die Schulen.

Falls die Bemühungen alle nichts nützen, sollte man sich beim RAV melden. Für Fragen aus diesem verweise ich auf meinen geschätzten und äusserst kompetenten Kollegen Gery Nievergelt, den Chefredaktor der renommierten Fachzeitschrift «der arbeistmarkt». Er weiss auch über Juventus Turin genaustens Bescheid. Im Rahmen dieses Vortrags gehören Fussballvereine, Kegel- und Golfclubs in die Zuständigkeit der schon erwähnten Work Life Balance und somit zur Mitarbeiterzufriedenheit.

Als Auflockerung möchte ich Euch einige Definitionen vorlegen, die ich auf dem Internet gefunden habe. Interessant daran ist, dass sie auf eine frivole – nein, das wäre zu viel gesagt – lockere Art ernsthafte Begriffe augenfällig und leicht nachvollziehbar vorstellen. Da sie nicht neu sind, bitte ich die Anwesenden, die sie schon kennen, sich einfach kurz zu entspannen und an etwas Angenehmes zu denken. Und für die anderen:
Direct Marketing: Du gehst auf eine Party und siehst ein attraktives Mädchen auf der anderen Seite des Raumes. Du gehst zu ihr und sagst: «Hallo, ich bin grossartig im Bett, wie wär’s mit uns?»
Werbung: Du gehst auf eine Party und siehst ein attraktives Mädchen auf der anderen Seite des Raumes. Du gibst einer Freundin einen Zehnfrankenschein. Sie steht auf und sagt: «Hallo, mein Freund dort hinten ist grossartig im Bett, wie wär’s?»
Public-Relations: Du gehst auf eine Party und siehst ein attraktives Mädchen auf der anderen Seite des Raumes. Du gibst zwei Freundinnen von dir einen Zehnfrankenschein, damit sie sich in Hörweite des Mädchens stellen und darüber sprechen, wie grossartig du im Bett und wie heiss du bist.
Customer Relationship Management: Du gehst auf eine Party und siehst ein attraktives Mädchen auf der anderen Seite des Raumes. Du erkennst sie wieder. Du gehst zu ihr rüber, frischst ihre Erinnerung auf und bringst sie zum Lachen und Kichern. Und dann wirfst du ein: «Hallo, ich bin grossartig im Bett, wie wär’s mit uns?»
Hard Selling: Du gehst auf eine Party und siehst ein attraktives Mädchen auf der anderen Seite des Raumes.
▪    Du ziehst deine tollen Klamotten an, läufst herum und spielst Mr. Beschäftigt.
▪    Du setzt dein bestes Lächeln auf, läufst herum und spielst Mr. Sympathisch.
▪    Du frischst deinen Wortschatz in deinem Gedächtnis auf und spielst Mr. Höflich.
▪    Du unterhältst dich mit sanfter und weicher Stimme.
▪    Du öffnest die Tür für alle Frauen.
▪    Du lächelst wie ein Traum.
▪    Du verbreitest eine Aura um dich herum.
▪    Du spielst Mr. Gentleman und dann gehst du zu dem Mädchen und sagst: «Hallo, ich bin grossartig im Bett, wie wär’s mit uns?»
Die Kraft der Marke: Du gehst auf eine Party und siehst ein attraktives Mädchen auf der anderen Seite des Raumes. Sie kommt herüber und sagt: «Hallo, ich habe gehört, dass du grossartig im Bett bist. Wie wär’s mit uns?»

In unserem heutigen kleinen Rencontre – dies ist kein neues Fachwort aus den Bereichen Personal und Ausbildung sondern schlichtes Französisch – gäbe es noch hunderte von Begriffen zu erwähnen und zu klären. Etwa A wie Absentismus. Definition laut Martin Tschumi «Lexikon für das Personalwesen»: «In der Regel eine klar motovierte Verhaltensweise von Arbeitnehmern im Zusammenhang mit Fehlzeiten, die nicht auf medizinische Gründe wie beispielsweise Krankheit, Mutterschutz oder auf vertragliche Regelungen – zum Beispiel Ferien – zurückzuführen sind, sondern aus fehlender Arbeitsmotivation der Mitarbeiter entstehen. Absentismus kann als Warnzeichen für eine innere Kündigung betrachtet werden.». Oder Laissez-Faire-Führungsstil – es handelt sich dabei um einen besonders liberalen, jegliches Autoritätsprinzip ablehnenden Führungsstil und kann mit «Machenlassen» übersetzt werden. In der Praxis hat dieser Führungsstil durch seine Passivität bewirkende und keine klaren Zielsetzungen und Inhalte mit sich bringende Art keine Bedeutung erlangt –  oder Workflow-Management und Zwischenzeugnis. Das Workflow Management versteht sich als ganzheitliches Konzept, das von der Definition über die Steuerung bis zur Kontrolle beziehungsweise Überwachung von Geschäftsprozessen reicht. Und das Verlangen eines Zwischenzeugnisses ist ein verbrieftes Recht für jede Arbeitnehmerin und jeden Arbeitnehmer. Grund dafür können ein Wechsel der Vorgesetzten oder eine Versetzung sein. Oder der geheime Wunsch, die Stelle zu wechseln.

Doch ehe ich noch auf einige wenige Begriffe eingehe, die mir wichtig, vielleicht auch einfach besonders ansprechend erscheinen, möchte ich Euch als Management by Delegation zwei, drei Hilfsmittel vorstellen, die im Bedarfsfall weiterhelfen können.
▪    Als interneterprobte Cracks gebe ich Euch erstmals eine web-Adresse: http://www.neweconomy-duden.de/core.htm. Auf dem «Wörterbuch der New Economy», herausgegeben von Trendbüro und Duden finden Ihr Übersetzungen und Erklärungen – übersichtlich in Kapiteln und in einem Index gegliedert. Das Wörterbuch ist auch in gedruckter Form als Duden erhältlich (ISBN 3-411-71171-X). Die ISBN Nummern könnt Ihr dem später verteilten Manuskript entnehmen.
▪    Von Martin Tschumi gibt es das «Lexikon für das Personalwesen», bei Praxium, Fachverlag für Schweizer Betriebe und Berufsleute (ISBN 3-9522712-1-7).
▪    Bei jobindex media ag und spektra ist in der Reihe HRM-Dossier die Nummer 6 «FachwörterPersonal + Ausbildung, das kleine Lexikon» erschienen (ISBN 3-908244-14-5).
▪    Als regelmässige Leserinnen und Leser von «HR Today, das Schweizer Human Resource Management-Journal» und des PSP Index’ –beide stammen bekannterweise aus unserem Haus – seid Ihr auch bestens über aktuelle Trends und Tatsachen, und somit auch über die dazugehörigen Wortgebilde unterrichtet.
▪    Das «Lexikon der Betriebswirtschaft» von Jean-Paul Thommen (Versus Verlag Zürich, ISBN 3-908143-50-0) ist ebenfalls erwähnenswert.
▪    Und als ersten, meist erhellenden Einstieg in ein Wortgebilde empfehlen sich das «Fremdwörterbuch» des Dudens und der «Pons, Englisch – Deutsch, Deutsch – Englisch, das Grosswörterbuch für Experten und Universität» aus dem Klett-Verlag (ISBN3-12-517168-7).

Unser amtierender Bundespräsident Samuel Schmid, Vorsteher des VBS, des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport weilte – sicher erinnert Ihr euch genau – Mitte April im Land der aufgehenden Sonne. Und ganz im Sinne von Networking liess sich der hohe Vertreter der Schweizerischen Demokratie und des Schweizerische Föderalismus vom japanischen Kaiserpaar empfangen. Der – als Schweizer muss er es ja sein – Antiroyalist würdigte den himmlischen Sohn und das Treffen mit den Worten: «Ein spezieller Augenblick und eine eindrückliche Begegnung.» Und brachte als Erfolg die Bereitschaft Japans, Gespräche über Verhandlungen für ein Freihandelsabkommen fortzuführen, mit nach Hause. Mehr noch: es soll verstärkt auf einen Vertragsabschluss hingearbeitet werden. Was das mit unserem Thema zu tun hat, fragt Ihr euch? Ganz klar: es handelt sich bei diesem Vorgang um «Kaizen». Der aus eben dem Japanischen kommende Begriff kann mit «Veränderung zum Besseren» umschrieben werden. Der «Kontinuierliche Verbesserungsprozess» (KVP) ist eine bei VW entwickelte Variante dieser Firmenstrategie. Wichtig ist dabei die Einsicht, dass dies ein Prozess ist, der nie abgeschlossen sein wird. Deshalb kann Kaizen keine Methode sein, sondern vielmehr eine Geisteshaltung. Dabei stehen die Qualität der Produkte und des Unternehmens im Mittelpunkt. Was das für Schmid und die Schweiz bedeutet, könnt Ihr euch selber ausmalen.

Übrigens: VW ist als Stichwortgeber in der deutschen Arbeitswelt, zu der ja auch das HRM gehört, offensichtlich eine ausserordentlich fruchtbare Firma. Man denke nur an die Hartz-Gesetze der deutschen Bundesregierung, denen der Personalvorstand und Mitglied des Vorstands der VW AG Peter Hartz den Namen gab. Ähnliches gibt es in der Schweiz nicht. Oder könnt Ihr euch ein Brabeckgesetz, Ospelverfahren, eine Spuhlerdoktrin oder einen Mörgelidialog konkret vorstellen?

Anlässlich des Burn outs haben wir schon kurz über einen nahenden Herzinfarkt gesprochen. Dieser kann bei mehr oder weniger sensiblen Zeitgenossinnen und Zeitgenossen auch noch andere Gründe haben. Die Gefahren können beispielsweise von gezieltem Mobbing kommen. Dabei handelt es sich wie erwähnt um das bewusste Quälen von Kolleginnen und Kollegen. Und Mobbing ist – sofern es sich nicht um gewisse in der Work Life Balance angesiedelte freiwillige Sado-Maso-Methoden und -Genüsse handelt, die in unserem Zusammenhang keine Rolle spielen, weil sie schon wieder unter den Diversity-Begriff fallen – einklagbar. Und die Geschäftsleitung muss mit Empathie (Einfühlungsvermögen) darauf reagieren und Mobbing unterbinden. Für betroffene Personen kann sich als Erholung ein Sabbatical eignen, eine mehrmonatige Auszeit mit teilweisem, keinem oder vollem Lohnausgleich. Zu klären sind allenfalls Zweck (beispielsweise Weiterbildung oder schlichte Erholung), Länge, Wartezeit und betriebliche Regelung, wer unter welchen Umständen berechtig ist.

Einen letzten Begriff möchte ich Euch noch ans Herz legen: Stalking. (Ebenfalls aus dem Mittteilungsblatt 677 VZH) Das Phänomen des zwanghaften Verfolgens und Belästigen einer Person kann durchaus aus einem Gefühl des Verliebtseins, der Verehrung, aber auch des Hasses entspringen. Betroffen sind oft Stars –meist hübsche, weibliche – aber auch Arbeitgeber, die eine Person entlassen haben. Bekannt ist, dass die Schweizer Tenissässin der Vergangenheit in den USA einen Prozess gegen einen aufdringlichen Verehrer gewonnen hat. Nicht unter Stalking und somit nicht unter Strafandrohung fallen Stakeholder und Shareholder, di e zwecks Vermögensmehrung, den CEO einer Firma verfolgen und bedrohen.

Ich komme zum Schluss: Ich weiss, die letzten Minuten waren nicht unanstrengend für Euch. Um dem Gesagten vielleicht noch eine Chance gegen das Vergessen zu geben, händige ich Euch das kopierte Manuskript gerne aus. Ich danke für Eure Aufmerksamkeit und freue mich, Euch endlich in den Chill out entlassen zu können. Merci.

Zürich, 11. Mai 2005

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